„Tag des Rechtsstaates“ in Wiesbaden

Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Knapp-Schule erlebten ein abwechslungsreiches Programm im Justiz- und Verwaltungszentrum (JUVZ)

Den Rechtsstaat einmal nicht nur in der Theorie, sondern auch „hautnah“ in der Praxis erleben konnten die Auszubildenden zur/zum Verwaltungsfachangestellten des ersten Ausbildungsjahres im Wiesbadener JUVZ.

Gut vorbereitet (es waren im Vorfeld Fragen an die teilnehmenden hessischen Minister zu formulieren sowie Rollen innerhalb einer Gerichtsverhandlung einzuüben) starteten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10xVF gemeinsam mit ihrer Fachlehrerin Patricia Reimer in diesen abwechslungsreichen Tag.

Nach einer eingehenden Sicherheitskontrolle am Eingang zum JUVZ erfolgte bereits der erste außergewöhnliche Programmpunkt: Im „Podium der Minister“ wurden die Fragen der teilnehmenden Schulen vom hessischen Justizminister Prof. Dr. Roman Poseck, dem hessischen Innenminister Peter Beuth sowie dem Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz beantwortet. „Wo sehen Sie aktuell mögliche Gefahren für den Rechtsstaat, gegen den die Justiz vorgehen könnte?“ und „Wie können Schulen dem wachsenden Antisemitismus entgegentreten?“ waren einige der Fragen der Schülerinnen und Schüler der WKS aus Weilburg an die Minister. Diese betonten die Gefahren, denen unser Rechtsstaat unter anderem durch Reichsbürger und zunehmende rechtsextreme Tendenzen in der Bevölkerung aber auch durch Gruppierungen wie „Klimakleber“ ausgesetzt sei. Es sei eine vorrangige Aufgabe von Staat und Justiz, diese Entwicklungen stetig zu beobachten und ihnen mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten entgegenzutreten.

Ein bisschen „wie in so einer Fernsehserie“ fühlten sich die Schülerinnen und Schüler als Prof. Dr. Marcel Verhoff von der Universitätsklinik Frankfurt/Main ihnen einen äußerst interessanten Einblick in die Bereiche und Aufgaben der Rechtsmedizin gab. Dabei wurden auch reale Fälle, die der Rechtsmedizin „Rätsel aufgaben“, dargestellt und mit – zum Teil erschreckendem – Bildmaterial belegt.

Einen der Höhepunkte des Tages bildete das Modul „Der Prozess – Justiz INSIDE“, bei der die Schülerinnen und Schüler selbst Teil einer fiktiven Gerichtsverhandlung vor einem Jugendstrafgericht mit einer/m „echten“ Richterin, Staatsanwalt, Verteidigerin, Protokollantin und Vertreterin der Jugendgerichtshilfe werden konnten. Im vorliegenden Fall, in dem es um Fahren ohne Fahrerlaubnis und anschließenden Verkehrsunfall mit vermuteter Fahrerflucht ging, konnten Waqas Chaudhary, Johanna Friedrich, Fabian Paul und Beritan Yilmaz aus der 10xVF in ihren Rollen als Beschuldigter, Geschädigte, Zeuge und Schöffin ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen und der Verhandlung ein hohes Maß an Authentizität verleihen.

Während der Pausen ergab sich im Innenhof des Justizzentrums die Gelegenheit an den Vorführungen der Spürhunde des Justizvollzugs teilzunehmen, welche nicht nur verbotene Substanzen erschnüffeln können sondern auch Handys, Akkus und ähnliche technische Geräte. Ferner standen Justizvollzugsbeamte mit ihrem Einsatzwagen und ihrer Dienstausrüstung bereit und boten die Möglichkeit, in den gesicherten Wagen einzusteigen und die Schutzausrüstung selbst anzulegen.

Am Nachmittag stand das hochaktuelle Thema „Cybercrime / Hate-Speech“ auf dem Programm. Von der Staatsanwältin Marion Denny wurde auf die vielfältigen Gefahren des Internets hingewiesen, von Cybermobbing über zunehmende „Fake-News“ und die Verbreitung von Kinderpornographie bis hin zu tödlichen Gefahren, die durch Hass und Hetze im Web entstehen können. Eindrücklich verdeutlicht wurde dies am Beispiel des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der 2019 – angestachelt durch Hetze im Internet – ermordet wurde. Die Website www.hessengegenhetze.de wurde als staatliche Anlaufstelle empfohlen, um einfach und anonym Hate-Speech im Internet zu melden.
Dr. Maximilian Wiedemann von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internet- und Computerkriminalität (ZIT) berichtete anschließend über die Verfolgung von Administratoren einer illegalen Plattform im sogenannten „Dark Net“ durch seine Behörde, welche zum Verbot der Plattform geführt hatte.

Zum Abschluss des Tages stellten sich Angehörige verschiedener Berufsgruppen innerhalb der Justiz den Fragen der interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer. So konnte bei Schülerinnen und Schülern der anwesenden allgemeinbildenden Schulen Interesse an einer möglichen Tätigkeit im wichtigen Berufsfeld der Justiz geweckt werden, denn auch in Zukunft braucht es zahlreiche engagierte Menschen in Hessen, die den Rechtsstaat nach innen und außen vertreten und sichern.

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