36 neue Forstwirte sorgen künftig für die Erhaltung des Waldes

36 neue Forstwirte sorgen künftig für die Erhaltung des Waldes

Feierliche Verabschiedung im Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg

Freudig blickte Dr. Hendrik Horn bei seiner Eröffnungsansprache in die Runde. Auch für den Leiter des Forstlichen Bildungszentrums war es ein beeindruckender Anblick der sich ihm bot. Im großen Saal des Hauses „Lärche“ am Forstlichen Bildungszentrum (FBZ) in Weilburg hatten zahlreiche Gäste Platz genommen, der Staatssekretär für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Hessischen Ministerium, Oliver Conz, war angereist, ebenso wie Michael Gerst, der Leiter des Landesbetriebs „HessenForst“, aber auch viele Familiengehörige, Freunde, Ausbilder und Lehrkräfte sowie die Mitglieder des Prüfungsausschusses. Alle waren gekommen, um den 36 Auszubildenden aus ganz Hessen, die am FBZ in Weilburg ihre Lehre zur Forstwirtin oder zum Forstwirt abgeschlossen haben, einen würdevollen Rahmen für die Überreichung ihrer Urkunden und Abschlusszeugnisse zu bieten.

Dr. Hendrik Horn nutzte die Eröffnung, um allen zu danken, die zum erfolgreichen Abschneiden der Auszubildenen beigetragen haben, dem Prüfungsausschuss, den Lehrerinnen und Lehrern der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg, mit der das FBZ im Rahmen der Forstwirtausbildung kooperiert, den Lehr- und Ausbildungskräften des Bildungszentrums und den Mitarbeiterinnen der Verwaltung, die an der Organisation der Prüfung beteiligt waren.

„Hessen ist das waldreichste Bundesland Deutschlands“, verkündete der für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zuständige Staatssekretär Oliver Conz. Die Landesfläche von Hessen ist zu 42 Prozent, und damit fast zur Hälfte, mit Wald bedeckt. „Sie sollen ein großes Stück der Zukunft dieses Landes mitgestalten“, wandte sich der Staatssekretär an die „frischgebackenen“ Forstwirtinnen und Forstwirte und meinte weiter: „Wir setzen massiv darauf, dass wir immer mehr perfekt ausgebildete Forstleute erhalten.“ In diesem Zusammenhang lobte er die qualitativ hochwertige Ausbildung am Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg. „Wie wird der Wald der Zukunft aussehen?“, fragte Oliver Conz und sprach die sich verändernden Umstände und Bedingungen an, die der Klimawandel für den Wald, damit verbunden aber auch für die Anforderungen an die Arbeit der Forstwirte, mit sich bringt. Der Staatssekretär hob aber auch die Besonderheiten dieses Tätigkeitsfeldes hervor. Es sei einerseits ein gefährlicher Beruf, bei dem der Arbeitsschutz immer Vorrang haben müsse, aber gleichzeitig auch ein schöner Beruf. „Sie sind draußen im Wald, wo andere Urlaub machen“, betonte Oliver Conz abschließend und wünschte den jungen Forstwirtinnen und Forstwirten alles Gute für ihre berufliche und private Zukunft.

Michael Gerst, der Leiter des Landesbetriebs „HessenForst“, freute sich, dass so viele Absolventinnen und Absolventen ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, und rief sie dazu auf, den Wald von morgen mitzugestalten und das Ökosystem des Waldes für die Bevölkerung aufrechtzuerhalten. „Die Arbeit bei ‚HessenForst‘ ist sehr teamorientiert“, betonte der Landesbetriebsleiter und jeder müsse für den anderen Verantwortung übernehmen, um sicher und erfolgreich arbeiten zu können. Dadurch sei jedoch auch innerhalb des Teams Eigenverantwortung gefragt, unterstrich Michael Gerst und meinte ausblickend, dass es notwendig sei, den Rahmen für die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Forstwirte stetig zu erweitern, um auf die klimatischen Veränderungen zu reagieren und den Wald in Hessen weiter voranbringen.

Andreas Bader, der für die Forstwirte zuständige Abteilungsleiter der Wilhelm-Knapp-Schule Weilburg, gratulierte im Namen der Schulgemeinde des beruflichen Bildungszentrums, das für den Unterricht der Forstwirte in den Allgemeinbildenden Fächern verantwortlich ist. „Im Wald verirrt man sich nicht, vielmehr findet man sich darin selbst wieder.“ Mit einem Sprichwort begann der Studiendirektor seine Gratulationsansprache. Dieses Sprichwort beinhalte eine der Hauptfunktionen, die der Wald für alle hat, meinte Andreas Bader, denn neben der wirtschaftlichen Bedeutung und der Bedeutung für die Umwelt und das Klima habe der Wald eine ganz wesentliche weitere Funktion für unsere Gesellschaft, nämlich den Erholungswert. „Nirgendwo sonst lässt es sich bei so viel Ruhe, in guter Atmosphäre und bei angenehmem Klima so sehr entspannen und dafür, dass dies alles für uns erhalten bleibt, sind Sie ab jetzt verantwortlich“, sagte der Abteilungsleiter. Und obwohl dies ja mit Anstrengung verbunden sei, unterstrich Andreas Bader: „Sie dürfen dort arbeiten, wo andere sich erholen.“ Und dies sei seiner Meinung nach der schönste Arbeitsplatz Deutschlands.

Frank Subtil, der Vorsitzende des Hauptpersonalrats im Umweltministerium, überbrachte, stellvertretend für Forstwirtschaftsmeister Harry Trube vom Landesbetrieb „HessenForst“, die Grüße und Glückwünsche des Gesamtpersonalrats. „Ihr seid wichtig für den Wald und die Gesellschaft“, wandte sich Frank Subtil an die jungen Forstwirtinnen und Forstwirte und forderte sie auf: „Haltet die Berufsehre hoch und macht gute, saubere Arbeit, macht immer ein kleines bisschen mehr, ihr seid das Rückgrat unserer Gesellschaft.“ Weiterhin ermutigte er die Absolventinnen und Absolventen sich in demokratischen Parteien zu engagieren und unser Land mitzugestalten und dazu beizutragen, den sozialen Frieden zu sichern.

„Die Natur braucht den Menschen nicht, aber der Mensch braucht die Natur.“ Christian Reiter, der als amtierender Vorsitzender des Prüfungsausschusses federführend für die Organisation und Durchführung der Prüfungen verantwortlich war, begann seine Abschlussrede mit einer oft zitierten Weisheit, um diese gleich anschließend in Frage zu stellen. Seiner Meinung nach stelle die Aussage die Situation zu einfach dar. „Wenn die Weltgemeinschaft es nicht lässt, die Heizung auf unserem Planeten hochzudrehen, wenn Ertrag wichtiger als Naturverträglichkeit ist, dann braucht die Natur Menschen – Fachleute, die sich mit ihrem ganzen Können und voller Leidenschaft für deren Bewahrung einsetzen: Euch!“, erläuterte Christian Reiter seine Behauptung und sprach schließlich die Auszubildenden direkt an. Dass es um den Wald nicht gut bestellt ist, zeigte er an entsprechenden Belegen und Beispielen auf. Der Prüfungsausschussvorsitzende erinnerte daran, dass nach dem Ende des 2. Weltkriegs der Wald schon einmal stark in Mitleidenschaft gezogen war – wenn auch aus anderen Gründen als heute. Damals wurden Fichtenbestände angepflanzt, um den Wald wieder aufzuforsten. Auf der 50 Pfennig Münze, die im Zuge der Währungsreform geprägt wurde, war eine Frau abgebildet, die Pflanzungen vornahm. Diese Abbildung sei symbolisch für den Neubeginn gewesen und habe die Leistungen derjenigen gewürdigt, die sich damals um den Wald gekümmert hätten. „Ich wünsche Euch, ich wünsche uns, dass es gelingt, den Wald zu bewahren. Möglicherweise erfahrt Ihr dann ähnliche Anerkennung wie die Dame auf der Münze. Verdient hättet Ihr es!“, betonte Christian Reiter und überreichte allen Absolventinnen und Absolventen eine solche 50 Pfennig Münze als Symbol der Leidenschaft für den Wald und möglicherweise auch als Talisman.

„Die Ausbildung liegt nun hinter Ihnen und vor Ihnen liegt Ihre berufliche Zukunft.“ Dr. Hendrik Horn blickte nicht zurück, sondern nach vorn, als er den Forstwirtinnen und Forstwirten zur bestandenen Prüfung gratulierte. „Mit dem Abschluss der Ausbildung hat das Lernen jedoch kein Ende, sondern die wirklich wichtigen Lektionen, welche das Leben schreibt, liegen noch vor Ihnen“, sagte der Leiter des Forstlichen Bildungszentrums ausblickend. So könne er aus Erfahrung sagen, dass nicht das Lernen ein Ende habe, sondern nur die Art der Lehre. Jetzt gelte es berufliche, aber auch private Erfahrungen zu sammeln. Auch Dr. Hendrik Horn ging in seiner Ansprache auf den Zustand des Waldes ein und warnte: „Drei Jahre Trockenheit, Windwürfe und zunehmende Extremwetterereignisse machen Ihren Arbeitsplatz so gefährlich wie noch nie. Vergessen Sie niemals, dass die größte Tugendhaftigkeit des Forstwirtes darin besteht, die Gefahren richtig einzuschätzen und im Zweifelsfall ‚Nein‘ zu sagen.“ Am Ende seiner Ausführungen nannte Dr. Hendrik Horn den jungen Menschen noch den Schlüssel für ein schönes Arbeitsleben. Dieser liege im sozialen Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen und so schloss er mit der alten Weisheit: „Es geht nicht gegeneinander, es geht nicht nebeneinander, es geht nur miteinander.“

Bevor den „frischgebackenen“ Forstwirtinnen und Forstwirten ihre Abschlusszeugnisse überreicht wurden, bildete die Feier noch einen würdevollen Rahmen, um Volker Gerding, den langjährigen Sachgebietsleiter für die berufliche Bildung am Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg in den Ruhestand zu verabschieden. Die Laudatio hielt Michael Gerst, der Leiter des Landesbetriebs „HessenForst“, der an seine erste Begegnung mit Volker Gerding erinnerte. Damals erhielt dieser im Rahmen einer Qualifizierungsüberprüfung den Auftrag einen Hochsitz zu bauen. „Alles, was er macht, macht er perfekt und ausgezeichnet!“, erinnerte sich Michael Gerst an das Ergebnis. Ein zentrales Thema sei Volker Gerding immer der Bereich „Mensch und Arbeit“ gewesen und insbesondere der Arbeitsschutz und die Arbeitsschutzberatung hätten beim ihm im Blickpunkt gestanden und so habe er immer wieder Verbesserungen in diesem lebenswichtigen Bereich angestrebt. „Seine Aktivitäten haben seine Person nahezu unersetzlich gemacht“, bescheinigte Michael Gerst dem künftigen Ruheständler. Durch seinen langjährigen erfolgreichen Einsatz als Sachgebietsleiter habe Volker Gerding die berufliche Ausbildung am Forstlichen Bildungszentrum vielfach geprägt, unterstich Michael Gerst und überreichte dem künftigen Pensionär ein Buchpräsent als Abschiedsgeschenk, damit er seine Freizeit ausfüllen könne.

Forstoberamtsrat (FOAR) Volker Gerding zeigte sich gerührt von den Worten des Laudators und dankte Michael Gerst für seine Ausführungen. Dann galt sein Blick ganz den erfolgreichen Forstwirtinnen und Forstwirten des Abschlussjahrgangs. „Von Anfang an, wart ihr ein besonderer Jahrgang für mich. Schon bei der Begrüßung von drei Jahren war mir bewusst, dass ihr der letzte Jahrgang seid, den ich bis zur Abschlussprüfung begleiten darf. Ja, und dann war da auch noch Corona. Homeschooling, Schließung der Freizeiteinrichtungen am FBZ, das Gefühl verlorener Jungendjahre. Wir haben versucht aus der Not eine Tugend zu machen und so wurde aus dem improvisierten Homeschooling ein modernes Selbstlernsystem über Vitero und Moodle“, blickte Volker Gerding auf die letzten drei Jahre zurück. Der Forstoberamtsrat erinnerte an die motivierte Arbeits- und Einsatzbereitschaft der Absolventinnen und Absolventen, deren höfliches Auftreten und zeigte sich erfreut, dass er die jungen Menschen in vielen beruflichen Funktionen während ihrer Ausbildungszeit unterstützen konnte. Drei Bereiche hätten ihm besondere Freude gemacht, hob Volker Gerding hervor: die Ausbildungsberatung, die praktischen Abschlussprüfungen und der Sportunterricht mit den Auszubildenden, der für ihn das Highlight der Woche gewesen sei. „Ich bin euch dankbar, dass ihr mich bei den Sportspielen, sei es Basketball oder Ultimate Frisbee, habt mitspielen lassen. Und auch hier wart ihr immer sehr fair zu mir. Ich wurde nie gefoult, ich wurde mit einbezogen und wenn mir was gut gelang, gab es auch schon mal Szenenapplaus“, brachte Volker Gerding seine besondere Freude zum Ausdruck. Sein Dank galt allen an der Ausbildung und Prüfung involvierten Personen, aber auch Michael Gerst für die jahrzehntelange enge Verbundenheit mit dem Forstlichen Bildungszentrum und Oliver Conz, dem er als Vertreter des Ministeriums für dessen Unterstützung dankte.

Im Anschluss erfolgte die Übergabe der Prüfungszeugnisse und Verleihung Forstwirturkunden inklusive des „Europäischen Motorsägenzertifikats“ der höchsten Stufe durch Oliver Conz, Michael Gerst, Dr. Hendrik Horn, Volker Gerding, Christian Reiter, Frank Subtil und Dirk Mack, der seitens der Wilhelm-Knapp-Schule die Zusammenarbeit mit dem Forstlichen Bildungszentrum koordiniert. Vincent Koch (Klasse 20 A), der nicht nur Klassen-, sondern auch Jahrgangsbester war, und Simon Goldbach, der beste Forstwirt der Klasse 20 B, erhielten als Anerkennung für ihre Leistung traditionsgemäß eine Forstaxt mit persönlicher Gravur.

 

Als neue Forstwirte wurden verabschiedet:

Klasse 20 A (Klassenlehrerin Astrid Weber): Joel Brüßler, Wanfried (Forstamt Melsungen), Tom Ebel, Helsa (Forstamt Bad Hersfeld), Niklas Eydt, Schenklengsfeld (Stadt Bad Hersfeld), Louis Dakota Gleisner, Wetter (Forstamt Kirchhain), Angela Hausrath, Battenberg (Forstamt Burgwald), Julius Heuckeroth, Kassel (Forstamt Jesberg), Felix Horn, Bebra (Forstamt Melsungen), Leon Jäger, Bad Arolsen – Helsen (Waldeckische Domanialverwaltung), Nick Jäger, Frankenberg (Forstamt Burgwald), Vincent Koch, Fuldatal – Ihringshausen (Forstamt Reinhardshagen), Luis Kremser, Offenbach (Constantia Forst GmbH, Wächtersbach), Moritz Langer, Fuldatal (Forstamt Jesberg), Kim Kira Mahnke, Korbach (Waldeckische Domanialverwaltung), Emily-Sophie Meißner, Dillenburg (Forstamt Kirchhain), Lars Alexander Stumpf, Alsfeld (Forstamt Romrod) und Marvin Zbierski, Großalmerode (Forstamt Hessisch Lichtenau).

Klasse 20 B (Klassenlehrerin Astrid Weber): Julia Bauer, Bechtheim (Forstamt Lampertheim), Leon Carl Benkert, Freigericht (Forstamt Jossgrund), Erik Drescher, Frankfurt am Main, (Forstamt Dieburg), Joe-Boas Engel, Villmar (Marktflecken Villmar), Maximilian Franke, Bad Schwalbach (Forstamt Wiesbaden – Chausseehaus), Simon Goldbach, Petersberg (Forstamt Fulda), Jonathan Gotthardt, Niederzeuzheim (Marktflecken Weilmünster), Luca Keller, Hemsbach (Forstamt Lampertheim), Lisa Klüh, Kalbach (Forstamt Fulda), Julian Köhler, Brachttal (Forstamt Jossgrund), Mirko Koob, Mörlenbach (Forstamt Lampertheim), Ben Kremser, Offenbach (Forstamt Königstein), Max Mayer, Hüttenberg (Forstamt Königstein), Alexander Klaus Nicolai Pommerening, Offenbach (Forstamt Wiesbaden – Chausseehaus), Michel Prinz, Weilmünster (Marktflecken Weilmünster), Maximilian Reh, Dietzhölztal (Stadt Wetzlar), Jonas Rein, Grünberg (Gemeinde Buseck), Kevin Röder, Sinntal (Forstamt Jossgrund), Tim Luca Weber, Wetzlar (Stadt Gießen) und Jan Weisgerber, Zwingenberg (Forstamt Dieburg).

 

 

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