Schüler der Wilhelm Knapp Schule beweisen ihr unternehmerisches und handwerkliches Talent

Fahrradreparaturstationen entlang der Lahn

In einem klassen- und fächerübergreifenden Schulprojekt stellen Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschulklassen BFS 11 M (Schwerpunkt Mechatronik) und BFS 11 W (Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung) der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg sowohl unternehmerisches Talent als auch handwerkliches Geschick unter Beweis. Unter dem Motto „Wirtschaft erleben“ wurden die Jugendlichen aktiv, sind in die spannende Welt der Unternehmensgründung eingetaucht und produzieren eine Fahrradreparaturstation.

Grundlage für die Firmengründung lieferte die „IW (Institut für Wirtschaft) JUNIOR gGmbH“ in Köln, eine gemeinnützige GmbH, deren Vertreterin Nina Ahlmann (vom Ehemaligennetzwerk JUNIOR Alumni e. V.) das Schülerprojekt an der Schule präsentierte. In einem JUNIOR Einführungsworkshop erlebten die Jugendlichen praxisbezogen und handlungsorientiert, wie wichtig Teamarbeit und Planung bei der Umsetzung eines Projektes sind. In dem handlungsorientierten Workshop entwickelten die Teilnehmer des JUNIOR Schülerfirmenprogramms ihre eigenen Geschäftsideen und erstellten einen ersten Businessplan für die Gründung ihres Schüler-Unternehmens. Anschließend stellten die „Jungunternehmer“ die erarbeiteten Konzepte ihren Mitschülern und Experten der IW JUNIOR vor. In den darauffolgenden Monaten ging es dann an die Umsetzung der Ideen. Dazu mussten Anteilseigner gewonnen, das Produkt entwickelt, Marktforschung betrieben und nicht zuletzt Kunden gewonnen werden.

„Quick fix“ ist der Name der Schülerfirma, die die zwei Berufsfachschulklassen der WKS gegründet haben. Bei der Auswahl des Verkaufsprodukts, musste darauf geachtet werden, dass sich bei der Planung und Produktion Inhalte aus den Lehrplänen der Schwerpunktfächer Mechatronik sowie Wirtschaft und Verwaltung beider Klassen wiederfinden.

Weltweite „Klimaerwärmung“ und deren Auswirkung ist in heutiger Zeit ein zentrales Thema. Dass in auf diesem Gebiet dringender Handlungsbedarf besteht, wird immer deutlicher. Zum Erreichen der Klimaschutzziele, aber auch weil Energie und andere Ressourcen stetig knapper und teurer werden, muss sich das Verbraucher- und speziell das Verkehrsverhalten gravierend ändern. So ist es hilfreich und ein deutliches Signal zum Umdenken und hin zum Umweltschutz, wenn vor allem kurze Wege im Alltag vermehrt zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt werden. Dieser Weg wird mehr und mehr beschritten, wie die zunehmende Zahl an Fahrradfahrern beweist. Doch was passiert, wenn das Zweirad unterwegs einen Defekt hat? Die Stadt Weilburg liegt an dem Lahn-Radweg zwischen Marburg und Lahnstein. Auf der gesamten Strecke bietet sich keine Möglichkeit, ein defektes Rad zu reparieren oder einfach nur den Reifen aufzupumpen. Die Weilburger Schülerfirma „Quick fix“ hat in diesem Bereich eine Marktlücke entdeckt und eine Fahrradreparaturstation für Schnellreparaturen entwickelt, die die Jugendlichen nun vertreiben. Ziel ist es, diese Stationen entlang des Radweges an der Lahn zu platzieren. Weilburgs Bürgermeister Dr. Johannes Hanisch (CDU) steht dem Schulprojekt sehr aufgeschlossen gegenüber und so stellt sich die Stadt Weilburg der Schülerfirma als Wirtschaftspate und potentieller Kunde an die Seite.

Radfahrer haben an dieser Station, die fest im Boden verankert wird, die Möglichkeit leichte Reparaturarbeiten, wie Schlauchreparaturen, auszuführen. Die notwendigen Werkzeuge und eine Luftpumpe sind diebstahlsicher für jegliche Art der Reparatur vorhanden. Für eine sichere Aufhängung des Rades verfügt der Reparaturständer über eine Montagehalterung, an der das Fahrrad befestigt werden kann. Die Grundausstattung der Station kann mit Zusatzmodulen, wie einer Elektro-Ladestation oder einem Schlauchautomaten, erweitert werden.

Aus einem Mix von Ideen entwickelten die Schülerinnen und Schüler einen Prototyp. Auf Grundlage der Ideen wurden Fertigungszeichnungen und eine Montagezeichnung der Station angefertigt. Die Entwürfe wurden von dem Weilburger Fachlehrer Martin Schäfer als CAD Zeichnungen angelegt. Da für den Bau des Prototyps noch kein Budget zur Verfügung stand, mussten verschiedene Unternehmen angesprochen werden, die das Projekt unterstützten. Die Luftpumpe und die Werkzeuge wurden von der Firma „Radsport Wern“ aus Weilburg zur Verfügung gestellte. Die Grundplatte sowie die Hauptsäule des Ständers lieferte die Limburger Firma „Eisen Fischer“ und die Herstellung der Haube für die Luftpumpe und die gesamte Lackierung erfolgten kostenfrei durch das Maschinenbauunternehmen Rudolf Schäfer aus Merenberg. Das Anschweißen der Säule und der Zusammenbau der Station fanden dann in den Werkstätten der WKS statt.

Diesen Prototyp der Fahrradreparaturstation präsentierten die Schülerinnen und Schüler vor kurzem während der Bildungsmessen an der WKS und in Limburg, stellten dort ihr Projekt vor und nutzten auch die Gelegenheit Anteilsscheine ihrer Schülerfirma zu verkaufen.

Claus Bornemann und Pascal Brühl, die betreuenden Lehrer des Schülerfirmenprojektes der WKS, versprechen sich viel von der Teilnahme der Jugendlichen am JUNIOR Schülerfirmen Programm: „Mit der Unterstützung von JUNIOR bekommen unsere Schülerinnen und Schüler Berufsorientierung sowie Wirtschaftswissen praxisnah und anschaulich vermittelt. Bei der Durchführung des Projektes können sie dann ihr Talent beweisen. JUNIOR stellt damit eine sinnvolle und spannende Ergänzung zum Lehrplan dar“, erläuterte Claus Bornemann. Die beiden Pädagogen wollen mit ihrem Engagement den Lernenden vor allem Chancen bewusst machen: „Viele Schüler wissen nicht, welche Fähigkeiten und Neigungen sie überhaupt haben und ziehen bei Ihrer Berufswahl viele passende Berufe nicht in Betracht – auch weil Ihnen niemand sagt, dass es sie gibt. Ich bin mir sicher, dass nach Abschluss des JUNIOR Schülerfirmenprogramms, die Schüler mehr über ihre eigenen Potentiale erfahren und selbstbewusster im (Berufs-)Leben stehen“, blickt Claus Bornemann optimistisch in die Zukunft.

Die Schülerinnen und Schüler erleben im Rahmen des JUNIOR Projektes, wie Wirtschaft funktioniert, lernen Selbstständigkeit als Berufsperspektive kennen und erwerben wichtige Schüsselkompetenzen. JUNIOR bietet Schulen, neben Workshops und Unterrichtsmaterialien, den rechtlichen und organisatorischen Rahmen für die Einrichtung einer Schülerfirma, Anregungen zu fächerübergreifendem und projektbezogenem Lernen sowie Kontaktvermittlung zu Wirtschaftsexperten aus der Region.

Gefördert wird das Projekt vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung aus Mitteln der Europäischen Union – Europäischer Sozialfonds und der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit.

 

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