Richtig lüften in Schulen – aber wie und wann?

Alle 20 Minuten soll in den Schulen fünf Minuten gelüftet werden, ist die Empfehlung des hessischen Umweltbundesamtes. Dies ist mit Hinblick auf Kohlendioxyd (Co2) im Allgemeinen wie auch auf die Corona-Infektionsrate im Speziellen von enormer Relevanz. Beides wird über die Atmung bei Menschen in die Umwelt abgegeben und steht – je nach Lüftungsintensität – in gegenseitiger Abhängigkeit.

Dieser Co2 Wert sollte – ebenfalls nach Angaben des Umweltbundesamts – den kritischen Wert von 1500 ppm (Anteile pro Millionen Moleküle) in Räumen nicht übersteigen, um eine Gesundheitsgefährdung zu verhindern.

Es sind jedoch zahlreiche Faktoren verantwortlich für die Geschwindigkeit der Erhöhung des Co2-Wertes und der Covid 19 Bakterien in einem Raum. So hängen die Erfolge des Lüftens von Faktoren wie Raumvolumen, Fenstergröße und Anzahl, im Raum befindliche Personen, Stärke und Richtung des Windes oder der Möglichkeit zur Herbeiführung von Durchzug im zu lüftenden Raum ab.

In Schulen erfolgt aktuell das Lüften nur aus einer Mischung aus Bauchgefühl und Umweltbundesamtvorgaben mit starker Beeinflussung kälteempfindlicher Schülerinnen und Schüler. Die vorstehenden beeinflussenden Faktoren können nur marginal berücksichtigt werden. Es wird oftmals zu kurz (nutzlos) oder zu lang (energieverschwendend) gelüftet. Auch die Art der Lüftung mit gekippten Fenstern an Stelle der Stoßlüftung mit Öffnung aller Fenster und der Tür ist die gängig falsche Vorgehensweise.

Diese unbefriedigende Situation gilt es zu erklären und zu verbessern. Das dachte sich Matthias Laux, welcher sich beruflich durch seine Firma „Laux Gebäudetechnik“ (LGT) mit der Problematik beschäftigt. Der Unternehmer, dessen Sohn und Tochter die gymnasiale Oberstufe der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg besuchen, wandte sich über Thomas Kramer, den Klassenlehrer seiner Tochter, an die Schulleiterin Dr. Ulla Carina Reitz. Nach Online-Vorbesprechungen wurde projektartig eine mobile Luftmessanlage mit digitaler Datenübertragung, Warnlichtern im Raum und magnetischen Klebesensoren an den Fenstern installiert und den Schülerinnen und Schülern des Kurses von Thomas Kramer der Jahrgangsstufe 13 die Relevanz und Wirkungsweise der Gerätschaften nähergebracht.

Die Versuchsanlage ist aufgrund ihrer Beschaffenheit innerhalb von zehn Minuten wieder rückstandsfrei zu deinstallieren. Die Kosten für die Ausstattung der Klassenräume mit dem Luftmessungsgerät würden sich bei der Umsetzung auf 400 bis 500 Euro pro Raum belaufen.

Nachdem die siebzehn Schülerinnen und Schüler, der Klassenlehrer und die Schulleitung über die Funktionsweise informiert wurden, startete der Modellversuch. Das Messgerät wurde auf eine Range von 700 ppm (untere Grenze) bis 1.000 ppm (obere Grenze) eingestellt. Während Matthias Laux die digitale Analysemöglichkeiten der Daten auf dem Tablet aufzeigte erhöhten sich die Raumwerte innerhalb von sieben Minuten von anfänglich 809 ppm auf 1012 ppm und das optische Alarmsignal wurde aktiviert. Die Geschwindigkeit des Anstieges verwunderte Schüler wie Lehrer und Schulleitung.

Die Schule erhofft sich durch das zeitlich zunächst nicht begrenzte Projekt konkrete Werte zu erhalten, die eine Veränderung vom „Lüften nach Bauchgefühl“ hin zu „Lüften aufgrund von konkreten Erfahrungswerten“ herbeiführen. Da die Luftqualität auch nach Covid 19-Zeiten von hoher Relevanz für die Gesundheit der Schulgemeinde sowie die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler relevant ist, wäre eine flächendeckende Installation mehr als wünschenswert.

Wie sehr sich die Schülerinnen und Schüler mit der Thematik befassten zeigte sich daran, dass der Klassenlehrer gegen Ende des Unterrichtes die Ermahnung erhielt sein Fenster noch zu schließen.

 

Thomas Kramer

 

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