Mitmachtheater durch das „Brachland-Ensemble“ in der WKS

Performance unter dem Titel „Diktat“ unterhielt und regte zum Nachdenken an

Die beiden Schauspieler Dominik Breuer (gleichzeitig auch Artistic Director der Schauspielgruppe) und Irina Ries vom Brachland-Ensemble verwandelten die Sporthalle der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg in eine große Bühne und präsentierten den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12 des beruflichen Gymnasiums (BG) eine Performance mit dem Titel „Diktat“. Ebenso wie der außergewöhnliche räumliche Rahmen – eine Turnhalle – entsprach auch die Darbietung nicht einer gewohnten Theateraufführung.

Ausgangspunkt für die Performance „Diktat“ war die Beobachtung der Ensemblemitglieder, dass sich sowohl im öffentlichen als auch im privaten Leben weit verbreitete Anweisungsstrukturen und Bevormundungen finden. In der Darstellung ging es um Befehle geben, Befehle annehmen sowie um das Verweigern von Befehlen. Dabei wurden die Schülerinnen und Schüler mit einbezogen, das heißt, das Publikum wurde zum Mitmachen animiert. Die Zuschauer sollten Fragen beantworten, Statements abgeben und konnten mit Körpersprache – wie beispielsweise Handzeichen – den Verlauf der Performance beeinflussen.

So mussten in einem Fall alle Schülerinnen und Schüler die Hand heben und durften nach eigenem Belieben den Zeitpunkt des Herabsenkens bestimmen. Eine Person auf der Bühne war dazu verpflichtet, solange eine Aktion auszuführen (zum Beispiel einen Stuhl über Kopf heben oder Liegestütze zu absolvieren), bis alle Zuschauer ihre Hand gesenkt hatten, das heißt, das Publikum bestimmte die Länge der Aktivität und entschied dadurch, ob der Akteur auf der Bühne leidet. Dadurch wurden die Schülerinnen und Schüler einerseits dafür sensibilisiert, dass sie Entscheidungsgewalt haben und dabei Macht ausüben können, aber andererseits auch Verantwortung übernehmen müssen. Und sie mussten sich der Frage stellen: „Wann hört das theatrale Spiel auf und es beginnt eine vielleicht reale Demütigung des Betroffenen?“

Das Brachland-Ensemble ging – nach eigenem Bekunden – in den vergangenen Jahren verstärkt der Frage nach, wie man mit künstlerischen Mitteln ein nachhaltiges Interesse für gesellschaftlich relevante Themen auch bei Bürgerinnen und Bürgern außerhalb der Theaterräume aktivieren und bereits bestehendes Engagement fördern kann. „Theater ist unmittelbar, spontan und findet live statt – im direkten Kontakt mit einem Publikum“, heißt es in einem Flyer des Brachland-Ensembles, der das Programm der Schauspielgruppe vorstellt. Die Darsteller versuchen diesen Kontakt-Bonus zu nutzen, wenn sie gesellschaftspolitische Themen künstlerisch umsetzen. Im interaktiven Spiel sehen die Schauspieler die Möglichkeit, für kontroverse Themen ungewohnte und neue Perspektiven einzunehmen.

 

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