Die Schulzeit neigt sich ihrem Ende entgegen und die Berufswahl rückt näher. Welchen Weg soll ich einschlagen? – fragen sich viele Jugendliche. Soll ich studieren oder lieber erst mal eine Lehre absolvieren, um gleich Geld zu verdienen? Ist es sinnvoll zunächst eine Auszeit zu nehmen und ein soziales Jahr zu absolvieren oder vielleicht bei einem Auslandsaufenthalt Erfahrungen sammeln?
Um die Schülerinnen und Schüler des beruflichen Gymnasiums (BG), der Fachoberschule (FOS) und der Berufsfachschule (BFS) der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg bei der Suche nach Antworten auf ihre Fragen rund um die Zeit nach ihrem Abschluss zu unterstützen und ihnen die Chance zu bieten, sich über verschiedene Wege, die sie anschließend einschlagen können, zu informieren, fand ein Berufsinformationsnachmittag statt, der von den Weilburger Lehrkräften Maike Hahling, Pascal Brühl und Eva Schneider bestens organisiert wurde.
Schulleiterin Dr. Ulla Carina Reitz konnte gemeinsam mit den Organisatoren elf Referenten in der voll besetzten Aula der Wilhelm-Knapp-Schule begrüßen, die über verschiedene Berufs-, Studien- und Weiterbildungsbereiche informierten. Unter dem Motto „Schüler fragen – Profis antworten“ hatten die Schülerinnen und Schüler des BG, der FOS und der BFS nach der allgemeinen Einführung Gelegenheit, sich in Kleingruppen von den Referenten intensiv beraten zu lassen, die alle offenen themenspezifischen Fragen bereitwillig beantworteten.
Die vielfältige Bandbreite der Angebote reichte von der Ausbildung in der Automobilbranche und in kaufmännischen Berufen über verschiedene Laufbahnwege bei der Polizei sowie Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in der Krankenpflege bis hin zum dualen Studium des „Diplom-Finanzwirts“ oder einem Bachelor-Studium an der WKS. Aber auch Aktivitäten nationaler und internationaler Freiwilligendienste sowie die Voraussetzungen für die Absolvierung eines freiwilligen sozialen Jahres wurden den Jugendlichen vorgestellt.
„Jugendfreiwilligendienste dienen der Bildung und Orientierung. Hier kannst Du Dich ausprobieren und Dich persönlich weiter entwickeln. Sie dauern in der Regel ein Jahr in Vollzeit und werden von Seminaren begleitet und pädagogisch betreut, dies gilt im In- und Ausland.“ Ulrike Buchmann präsentierte die Tätigkeiten nationaler und internationaler Freiwilligendienste, wie sie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder der Freiwilligendienst Volunta anbieten. Dabei können Dienste in verschiedensten sozialen Bereichen, in der Kultur oder auf dem Gebiet der Natur und Ökologie geleistet werden. Der Freiwilligendienst bietet die Möglichkeit Erfahrungen in einem Berufsbereich zu sammeln, den Numerus Clausus (NC) zu verbessern oder Pluspunkte im Lebenslauf zu erhalten und ggf. auch die Fachhochschulreife zu erlangen, berichtete die Referentin.
Unter dem Motto „Die Ausbildung als fundierte Grundlage für die Zukunft!“, stellte Anna Müller, die Personalentwicklerin der Bach Holding GmbH, die Anforderungen und Schwerpunkte der Ausbildungsberufe „Fachkraft für Lagerlogistik“, „Kfz-Mechatroniker/in“ und „Automobilkaufmann/-frau“ vor. So erfuhren die Schülerinnen und Schüler was der Unterschied zwischen einer technischen und kaufmännischen Ausbildung ist und was danach passiert. Sie erhielten Informationen über den Vorteil einer Ausbildung und wie man sich im Anschluss daran weiterentwickeln kann. Alle drei vorgestellten Berufe gehören zum Ausbildungsrepertoire der Firma „Auto Bach“.
Ebenfalls um den Schwerpunkt Ausbildung ging es bei Georg Dinca, dem Schulkoordinator bei Provadis im Industriepark Höchst und seiner Kollegin Rebekka Thoma. Mit über 40 Ausbildungsberufen in vier großen Fachbereichen ist Provadis der größte Ausbildungsbetrieb in Hessen. Ob in naturwissenschaftlich-technischen Berufen oder im kaufmännischen Bereich, von Produktion und Technik über Labortechnik und Informatik bis hin zu kaufmännischen Berufen ist alles möglich. Der Referent stellte die Ausbildungsmöglichkeiten bei Provadis vor und informierte über Weiterbildungs- und Studienmöglichkeiten. Rebekka Thoma berichtete in einem weiteren Schwerpunkt über das MINT Gils Camp (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik: Berufe mit guten Zukunftsaussichten) sowie die hessischen Gesundheitscamps.
„ALDI Süd hat deutschlandweit mehr als 5.000 Auszubildende. Wir wissen, wie schwer es für viele Schüler ist, den für sie passenden Einstieg ins Berufsleben zu finden. Deshalb bieten wir verschiedene Workshops und Vorträge an, um Schülern, die sich noch in der Berufsorientierung befinden, den Beruf des Verkäufers bzw. Einzelhandelskaufmanns näher zu bringen.“ Carina Arndt, die Teamleiterin Human Recources ALDI Montabaur, referierte über die Ausbildungschancen als Verkäufer/in oder Einzelhandelskaufmann/-frau bei Aldi Süd. Im Rahmen des Vortrags wurden die Voraussetzungen und Inhalte der Ausbildung zum Verkäufer bzw. Kaufmann im Einzelhandel erläutert und natürlich alle offenen Fragen geklärt. Zudem stellte der Student Herr Smith den Ablauf eines dualen Studiums bei Aldi Süd vor.
Gute Schulen und Universitäten, den Schutz unserer Umwelt, Datenautobahnen oder tolle Schwimmbäder will jeder, doch ohne „Diplom-Finanzwirte“ läuft das aber nicht, signalisierten Marius Werner und Johanna Reuß, die beide Mitarbeiter bei der hessischen Finanzverwaltung sind. „Denn wir kümmern uns darum, dass Steuern gerecht erhoben und ordentlich gezahlt werden – damit alle etwas davon haben. Dafür stehen wir mit über 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Finanzämtern der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main und dem Finanzministerium.“ Die beiden Diplom-Finanzwirte warben für die duale Ausbildung im mittleren Dienst sowie das duale Studium im gehobenen Dienst in der Finanzverwaltung.
„Der Polizeiberuf – ein spannendes und abwechslungsreiches Aufgabenfeld“ lautete der Titel unter dem Kriminaloberkommissarin Melanie Göttlich die Arbeit der Polizei vorstellte. „Ein Verkehrsunfall auf der Hauptstraße, ein Drogenfund am Bahnhof, illegal entsorgter Giftmüll, eine Großdemonstration und eine entlaufene Katze: All das kann bald auf Ihrem Dienstplan stehen, wenn Sie sich für eine Ausbildung bei der Polizei entscheiden“, berichtete die Referentin und informierte über die Einstellung in den gehobenen Polizeidienst und das Studium zum Bachelor of Arts der Schutz- und Kriminalpolizei.
Ausbildung und Beruf in der Gesundheits- und Krankenpflege (diese Berufszweige werden ab dem Jahr 2020 mit der Altenpflege und der Kinderkrankenpflege zusammengeführt und es gibt dann eine einheitliche Ausbildung), Studienmöglichkeiten Fachrichtung Pflege (Pflegepädagogik, Medizinpädagogik, Pflegewissenschaft, Pflege- und Casemanagement), Fachweiterbildungen nach der Ausbildung (Anästhesie- und Intensivpflege, Psychiatriefachpflege etc.) sowie Arbeiten im europäischen Ausland und in der Entwicklungshilfe. – Die Pflegeberufe haben ein breites Spektrum und sind „Berufe mit Zukunft“: Immer mehr Fachkräfte werden für das deutsche Gesundheitswesen und die alternde Gesellschaft benötigt und bestätigen damit diese Aussage. Die Ausbildungen und anschließenden Weiterbildungs- und Studienmöglichkeiten in der Pflege bieten eine vielfältige, zukunftsorientierte und praxisnahe Perspektive für das Arbeiten im In- und Ausland, unterstrich Elmar Frink, stellvertretender Schulleiter der Krankenpflegeschule Weilburg, der über Berufs- und Ausbildungschancen im Krankenpflegebereich informierte.
Studieren an meiner Schule?! – „Wer beruflich weiterkommen und mehr Verantwortung übernehmen möchte, kommt an einem akademischen Abschluss meist nicht mehr vorbei.“ Stefan Jeanneaux-Schlapp, der Leiter des Studienzentrums der Fachhochschule des Mittelstandes an der Wilhelm-Knapp-Schule, berichtete über die Kooperation der berufsbildenden Schule mit der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) Bielefeld und die damit verbundene Möglichkeit, einen akademischen Bachelor-Abschlusses (Bachelor of Arts) am Studienzentrum der WKS ausbildungsbegleitend in Teilzeitform zu erwerben und zeigte, dass Ausbildung und Studium zeitgleich realisierbar sind.
Der Berufsinformationstag bot den Schülerinnen und Schülern einen umfassenden Einblick über die vielfältigen Möglichkeiten auf ihrem Weg ins Berufsleben und diente den Jugendlichen als weitreichende Orientierungshilfe bei ihrer Entscheidungsfindung über ihren beruflichen Werdegang nach dem Schulabschluss.