Weilburg. In der Projektwoche vom 30. September bis zum 2. Oktober 2024 drehte sich an der Wilhelm-Knapp-Schule in Weilburg alles um das Thema Nachhaltigkeit. Die Schülerinnen und Schüler setzten sich in verschiedenen Projekten für Umweltschutz und Ressourcenschonung ein. Die Projekte reichten von „Rund um den Apfel“, das sich mit der regionalen Bedeutung des Obstes befasste, bis zu „Ist das Kunst oder kann das weg?“, bei dem aus Plastikmüll kreative Kunstwerke entstanden. So sollte das Bewusstsein für Umweltschutz gestärkt und gezeigt werden, wie viele kleine Schritte gemeinsam eine große Wirkung haben können.
Ein Teil der Projektwoche war auch das Projekt „Wildbienen in ihrem regionalen Lebensraum“. Hier setzten Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule, der Berufsfachschule Wirtschaft und angehende Verwaltungsfachangestellte ein Zeichen für den Artenschutz – mit Herz, Hand und einer guten Portion Fachwissen.
Die Idee hierzu entstand in der schulischen Arbeitsgruppe Umwelt, die im Vorfeld bereits mit der 12. Klasse des Beruflichen Gymnasiums Umwelt eine Wildblumenwiese angelegt hatte, um den Lebensraum für Wildbienen zu verbessern. Das Projekt ermöglichte den Jugendlichen, aktiv zum Artenschutz beizutragen und das Thema Nachhaltigkeit auch handwerklich anzugehen.
Zum Auftakt des Wildbienenprojekts am Montag war deshalb zunächst Geschick gefragt, denn die Jugendlichen arbeiteten handwerklich und bauten Insektenhotels aus Hartholz für die heimischen Wildbienen. Ein echter Kraftakt, wie die Teilnehmenden beim Bohren der Nistlöcher fanden. Mit der Unterstützung von Lehrer Lars Gelbert und einigen erfahrenen Dachdeckern fertigten die Schülerinnen und Schüler ihre Insektenhotels mit Schindeldächern, die sie selbst schlagen durften. Dabei lernten sie nicht nur, wie wichtig handwerkliches Geschick und Präzision beim Bauen eines Insektenhotels sind, sondern auch, wie viel Einsatz nötig ist, um der Natur wirklich zu helfen. „Es war anstrengend, aber auch super spannend“, berichtet Noah aus der Fachoberschule. „Wir hatten die Möglichkeit, echte, praktische Naturschutzarbeit zu leisten – das motiviert“, wie die Verwaltungsfachangestellten resümieren.
Der zweite Tag startete mit einem Höhepunkt: Die selbst ernannte Wildbienenliebhaberin Gerlinde Dormeier, die sich umfassendes Wissen über Wildbienen und andere Insekten in ihrem eigenen Garten und als Mitglied der NABU angeeignet hat, hielt einen faszinierenden Vortrag, der die Jugendlichen mit ungeahnten Fakten überraschte. Gleich zu Beginn brachte Dormeier die Zuhörenden zum Schmunzeln, als sie zugab, früher selbst gedacht zu haben, Wildbienen seien nur „ausgebüchste Honigbienen“. In ihrem Vortrag beleuchtete sie die vielfältigen Aufgaben und besonderen Bedürfnisse der Wildbienen. Besonders spannend war Dormeiers Erzählung von der „Zombiewespe“, die zu einem Zombie wird, indem sie von dem Parasit Xenos Vesparum befallen wird und sich dann unbewusst als Wirt für den Parasit verhält. Eine Tatsache, die vielen Teilnehmenden zeigte, wie komplex und teils mysteriös das Leben der Insekten ist.
Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, dass es Wildbienen gibt, die sogenannte Generalisten sind und viele Pflanzen als Nahrungsquelle in Anspruch nehmen, aber dass es eben auch Spezialisten gibt, die auf ganz bestimmte heimische Pflanzen angewiesen sind, die in exotischen Pflanzen fehlen. Hier nannte die Wildbienenliebhaberin als Beispiel die Natternkopfmauerbiene, die ohne den heimischen Natternkopf keinen Pollenvorrat für ihre Nachkommen anlegen kann. Ohne die richtigen Pflanzen können einige Wildbienen also nicht überleben – eine weitere Erkenntnis, die ihnen die Dringlichkeit ihres Projekts verdeutlichte. Nach dem Vortrag konnten die Schülerinnen und Schüler selbst Hand anlegen und Nistblöcke von Mauerbienen (einer Wildbienenart) reinigen. Sorgfältig sammelten sie die Kokons der Mauerbienen ein, die sie zum Überwintern mit nach Hause nahmen. Wie die Teilnehmen beeindruckt feststellen, hätten sie nie gedacht, dass Wildbienen so besonders sind und dass es so viel zu ihrem Schutz braucht.
Am letzten Tag der Projektwoche dokumentierten die Schülergruppen das Gelernte und ihre Erfahrungen auf kreativen Plakaten. Die betreuenden Lehrerinnen Patricia Reimer, Sandra Baumann-Hey, Nina Sames, Constanze Leven, Franziska Schneider und Stefan Weber lobten das Engagement und die Begeisterung der Jugendlichen, die ihre Werke mit Stolz präsentierten. „Es ist toll zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler Wissen, Praxis und Kreativität zusammenbringen“, so Lehrerin Patricia Reimer. Die Plakate verdeutlichten die vielfältigen Erkenntnisse der Woche und zeigten, dass Naturschutz und die Förderung von Artenvielfalt auch im Schulalltag spannend sein können.
Einige der selbstgebauten Wildbienenhotels sollen nun auf dem Schulgelände einen dauerhaften Platz finden. Auch die Platzwahl trafen die Schülerinnen und Schüler, unter Anleitung der Biologielehrerin Nina Sames, in eigenständiger Recherche über die optimalen Standorte für Wildbienen: sonnig, windgeschützt und in der Nähe heimischer Blühpflanzen. So sollen die Wildbienenhotels langfristig zum Nistplatz für gefährdete Arten werden und ein Zeichen für mehr Artenvielfalt und Nachhaltigkeit setzen.